Digitalisierung im Umbruch - an manchen Stellen leider auch im Abbruch

Vorgehensweise bei der Ermittlung von Fördermöglichkeiten von Unternehmen

Aller Anfang ist nicht schwer: Mit der Förderdatenbank des Bundeswirtschaftsministeriums können schnell geeignete Fördermittel gefunden und herausgeliefert werden. Bei manchen Vorhaben wird man gleich von der Fülle der Möglichkeiten erschlagen. Die Kriegerkollegen haben einen starken Technologiefokus: Am 27. Oktober 2023 ergab die Suche nach “Digitalisierung” über 300 Treffer. Probieren Sie es einfach aus und schränken die Förderberechtigten auf “Unternehmen” ein. Sonst sind’s gleich über 500!

Fördermittel Recherche – wie geht das?

Ganz wichtig: Das Projekt darf zum Zeitpunkt der Beantragung noch nicht begonnen worden sein. Oft muss sogar bis zum Zeitpunkt der Genehmigung gewartet werden. Und das kann dauern … und dauern … ja, noch ein wenig warten … Bei Unternehmen, die keine Zeit zu verlieren haben, fallen deshalb viele Fördermittel von vorneherein weg. Man sollte von der Entscheidung für einen Förderantrag bis zum Projektbeginn mindestens 3 Monate Zeit einplanen. Realistischerweise aber mit bis zu einem Jahr rechnen.

Ein weiterer Prüfstein ist die Förderhöhe. Viele Fördermittel fordern nicht geringe fünf-stellige Mindestsummen. Projekte deshalb “aufzublasen” ist aber keine gute Idee: Ein Eigenanteil von 50% oder gar mehr muss der Antragsteller selbst leisten und manche Zusatzfunktion, die dem Projekt das gewünschte Volumen bringt, ist auch bei halbierten Kosten nicht unbedingt wirtschaftlich. Und dann beansprucht das Förderprojekt vielleicht noch Ressourcen, die man an anderer Stelle dringend gebraucht hätte. Zuschüsse sind süß, Firmenlähmung bitter.

Zurück zu unserer Fördermittelrecherche: Gehen wir mal davon aus, dass unser Beispielunternehmen seinen in Kaarst hat und die Serviceberichte seines technischen Außendienstes digitalisieren möchte. Diese Serviceberichte sollen mit einer neuen Kundendatenbank den Auftraggebern direkt zugeordnet sein. Dies gilt auch für Kommunikation per Mail und per Telefon mit den Kunden. Für das Projekt rechnet man mit einem Budget von 20.000 Euro.

So leer wie dieses Sparschwein aus dem Jahr 1929. Die Digitalisierungstöpfe der Bundesregierung.

Dieses Sparschwein kann im Museum besichtigt werden. Das hat es auch verdient. Die Digitalisierungsförderung hat dort aber nichts verloren.

Fallbeispiel mit Sternchen

Wir gehen zurück zur Förderdatenbank und ermitteln folgendes Ergebnis: 44 Förderprogramme kommen mit den Filtern “NRW”, “Digitalisierung”, “Zuschuss” und “mittleres Unternehmen” in Frage. Da es sich handelt bei unserem fiktiven Beispiel um einen galvanischen Betrieb mit 120 Beschäftigten. können wir die Förderung von “Digitalen Testfeldern an Bundeswasserstraßen” oder “Forschungsvorhaben zur Interoperabilität in der Landwirtschaft” ausblenden. Die Förderdatenbank erlaubt es uns, kleine Fähnchen an die Förderprogramme anzuheften, die auf den ersten Blick für unser Vorhaben geeignet erscheinen. Da waren’s dann nur noch drei. Und die wollen wir uns jetzt mal genauer ansehen:

Digital Jetzt –  4 von 5 Sternen. Punktabzug wegen unwürdigen Auswahlverfahren

Wenn der kritikwürdige Auswahlprozess erfolgreich durchlaufen war, dann war Digital Jetzt nicht schlecht.  Es konnten bis zu 50.000 Euro gefördert werden, die Förderquote betrag 50%  und konnte sogar noch höher sein. Digital Jetzt läuft am 31.12.2023 aus, eine Verlängerung ist nicht geplant. Der Projektträge – die DLR – möchte zwar nicht ausschließen, dass 2025 etwas Ähnliches wieder aufgelegt wird. Rechnen kann man damit aber nicht.

Und was war kritikwürdig? Ob man einen Antrag stellen durfte oder nicht, wurde in einem Windhund Verfahren entschieden. Es gab feste monatliche Zeitfenster und nur unter 5 Prozent der Teilnehmer erhielten die Möglichkeit, einen solchen Antrag zu stellen. Wir haben es in einem Falle nach dem Dritten  Versuch geschafft. Der Antrag war bereits vorbereitet und wurde dann auch genehmigt. Aber Digitalisierungsförderung sollte keine Lotterieveranstaltung sein.

Go-Digital – 3 von 5 Sternen. Viel Umstand, wenig Umsetzung.

Hier wird Beratung durch autorisierte Beratungsunternehmen gefördert. Die Beratung wird dabei mit bis zu 50 Prozent gefördert. Dabei gibt es auch Pflichtmodule wie die IT Sicherheit, die auf jeden Fall beauftragt werden müssen. In der Zeit in der wir für Go Digital autorisiert waren, haben wir einige Anrufe von Dienstleistern erhalten, die das Pflichtmodul IT Sicherheit angeboten haben. Ehrlich gesagt: Ich habe den Wert dieser Angebote nicht verstanden und konnte sie keinem unserer Kunden empfehlen.

Gleichwohl kann mit Go-Digital nicht nur die Beratung, sondern auch Umsetzungsleistung gefördert werden. Hier können auch “Dritte” eingesetzt werden. Die Kriegerkollegen waren bis 2022 für diese Beratung und dessen Umsetzung autorisiert und haben unsere Angebot auf die Digitalisierung von Sales Prozessen fokussiert. Diesen Status haben wir aber wieder aufgegeben, nachdem wir die vertrieblichen Anforderungen der Rahmenrichtlinie mit mindestens einem Projekt in einem Kalenderjahr nicht erfüllten.

Besteht Interesse an dieser Förderung würden wir einen dafür autorisierten Berater hinzuziehen. Allerdings muss das geförderte Unternehmen mit einem im umfangreichen Beratungs-Introitus rechnen. Über den Vorteil dieser Beratung für die Umsetzung eines Digitalisierungsprojekts wird man sich überraschen lassen müssen.

Go-Digital wird zunächst bis Mitte 2024 bereitgestellt werden, eine Verlängerung bis 31.12. 2024 ist möglich. Wir dürfen gespannt auf die Vorstellung des Abschlussberichts des Projektträgers sein.

Gutscheine – Eine Fördermaßnahme von Nordrhein-Westfalen (4 von 5 Sternen)

Diese Gutscheinvariante bezuschusst kann die Entwicklung und die Umsetzung digitaler Produkte, Dienstleistung und Prozesse in NRW bezuschusst werden. Besonders gefördert wird dabei die Zusammenarbeit mit Forschungs- und Hochschuleinrichtungen. In der Variante “MID Digitalisierung”, die für die meisten unserer Kunden interessant sein könnte mit Zuschüssen bis zu 15.000 Euro. Die Förderquote beträgt zwischen 60 und 80 Prozent, so dass Projekte in einem Volumen von bis zu fast 18.750 Euro.

Klingt nicht schlecht, haben wir aber noch nicht ausprobiert. Deshalb unser Angebot: Das erste Unternehmen, das mit uns gemeinsam den Antrag stellt, erhält ein kleines Geschenk (in Form eines Beratungsrabatts). Für unser Beispielrecherche in Kaarst könnte das regional gut passen. Haben Sie ein solche Projekt in NRW:  Sprechen Sie uns an!

Fördermaßnahmen der Länder: Digitalbonus in Niedersachsen, Thüringen, Sachsen und Bayern (2 bis 4 Sterne)

In allen drei Ländern können wir den Digitalbonus für “die Entwicklung, Einführung oder Verbesserung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen durch IKT-Hardware, IKT-Software sowie Migration und Portierung von IT-Systemen und IT-Anwendungen in Ihrem Unternehmen sowie die Einführung oder Verbesserung der IT-Sicherheit.” beantragen. Dies gilt für Bayern, Thüringen und Niedersachsen. Die Wortwahl unterscheidet sich ein wenig, die Förderhöhen stärker: Die Förderung reicht von 2.500 bis 50.000 Euro.

Wir haben Erfahrungen in Bayern und Niedersachsen. In Niedersachsen ist das Fördermittel leider 2022 ausgelaufen. In Bayern wird die Förderung am 31.12.2023 ausgelaufen sein, mündlich wurde aber bereits eine Verlängerung des Programms in Aussicht gestellt. Trotzdem lohnt sich noch eine Antragsstellung im Dezember, die hilfsweise auch auf noch nachzureichende Anlagen verweisen darf,

Gern sehen wir natürlich auch mal in Sachsen vorbei! Hier erfolgt die Förderung mit Digitalbonus durch eine Beteiligung am Unternehmen. Dies schränkt zwar den Adressatenkreis stark ein, kann aber im Einzelfall auch hochattraktiv sein.

Fazit:

Bewährte Förderprogramme für die Digitalisierung sind bereits ausgelaufen oder werden bald eingestellt. Politisch könnte man argumentieren, dass bereits viel erreicht wurde, der Engpass eher bei der Infrastruktur, beim Netzausbau, zu suchen sei. In den letzten Jahren waren die langen Zeiträume der Antragsstellung bis zur Genehmigung einer Digitalisierung ein Bremsklotz.

Wir sehen aber bei vielen Unternehmen große Fortschritte bei der Digitalisierung, aber auch noch viel zu tun. Es ist riskant für die Unternehmen, aber auch für die Wirtschaft als Ganzes, wenn notwendige Investitionen in die Digitalisierung besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen unterbleiben. Die steigenden Zinsen können diese Gefahr noch steigern. Hoffen wir auf ein Umdenken.